Hussein - Geoinformatinen ein "ganz alter Hut"

Autor: Klaus Schneemann hat langjähriger Erfahrung im Bereich der Entwicklung, Harmonisierung und Nutzung von Geoinformationen für das Krisenmanagement

Gelegentlich kann man heute den Eindruck gewinnen, dass Geoinformationen und ihre Kombination als Hilfestellung für das alltägliche Leben und gute Entscheidungen etwas Neues sind, aber … stimmt das eigentlich? Keineswegs! Die ersten Karten entstanden nicht auf dem Papier, sondern weit vor unserer Zeitrechnung. Es waren einfache Sätze, mit denen ein Ort so beschrieben wurde, dass man ihn wiederfinden konnte. Hierzu entwickelte man eine Beschreibung der Umwelt, die markante Objekte wie Berge und Seen, Flüsse und Moore oder Bäume und Felsen klar bezeichnete. Aber auch wiederkehrende Ereignisse wie Schattenlängen, Sonnen-stand, Mondphasen und Regenzeiten wurden als wiederkehrende Phänomene bezeichnet und schon früh in markanten Bauwerken verbildlicht.

So konnte sich z.B. schon vor vielen tausend Jahren ein Mann - nennen wir ihn Hussein - sein einfaches Leben als sesshafter Bauer im Land zwischen den großen Flüsse viel besser mit Hilfe von klaren Vorstellungen über Raum und Zeit organisieren.

Er musste ja seine Familie mit dem Ertrag seiner Felder durchbringen, hat den Winter über seine Hütten in Stand gesetzt und einen zusätzlichen Speicher gebaut, er hat seine Ackergeräte in Ordnung gebracht. Die Überschwemmung der Felder am Fluss hat so begonnen, wie er es schon seit langen Jahren wieder und wieder erlebt hat und wie es ihm sein Vater und der Vater seines Vaters bereits erzählt haben. Nun wartet er darauf, dass die Flut zurückgeht und ihm die Vorbereitung der Äcker für die Aussaat ermöglicht.

Die Tage und Monde, seit die Sonne wieder höher steigt hat er gezählt und weiß, dass es nun nicht mehr lange dauern kann.

Er hat zusammen mit den anderen Bauern und der Unterstützung durch die Tempelfürsten die Bewässerungssysteme für die Felder ausgebessert, die weiter vom Fluss entfernt liegen.

Er wird dann zusammen mit den Nachbarn die Feldgrenzen wiederherstellen, sie werden gemeinsam beraten, wie sie die durch den Fluss veränderten Landteile nutzen werden.

Er wird seine Felder von dem angeschwemmten Ästen reinigen und die fruchtbaren Felder pflügen, die Saat ausbringen und hoffen, dass trotz der zu erwartenden Unwetter im kommenden Sommer ihm die heranwachsende Ernte erhalten bleiben wird.

Er wird, so die Götter ihm gnädig gestimmt sind, ernten. Für sich und seine Familie genug zu essen haben und, wenn es besonders gut geht, wird er sogar etwas von der Ernte in der nahen Siedlung gegen notwendige Geräte eintauschen können. Das wird ihm die Feldbearbeitung im kommenden Jahr erleichtern und die Lagerung und den Transport der Erträge vereinfachen.

Er wird erneut versuchen, mit den Tempelfürsten zu sprechen, ob sie einen seiner Söhne annehmen und ihn in der Kunst der Bewässerung auszubilden.

Er wird wieder mit den anderen Bauern sprechen über den wachsenden Bedarf an Hölzern und die kleiner werdenden Wälder.

Er wird seine Abgabe für die genutzten Flächen an den Herrscher leisten müssen.

Soweit die kleine Geschichte; Natürlich haben diese Fähigkeiten von Hussein und seinen Nachbarn, Raum- und Zeitphänomene zu erfassen und für sich nutzbar zu machen, etwas mit dem Sprach- und Kommunikationsvermögen von Menschen zu tun. Es war schon damals weitaus mehr als instinktgesteuertes Orientierungsvermögen. Die Fähigkeit, Naturphänomene in Raum und Zeit zu verknüpfen und sich darüber auszutauschen, machte Hussein und seine Nachbarn entscheidungsfähig!

Zeitmessung, Flächenmessung und –Wiederherstellung, Höhenmessungen und Nachhaltigkeitsüberlegungen gingen so als notwendige und damit selbst-verständliche Anteile in ihre Entscheidungen ein.

Auch etwas anderes war schon Bestandteil dieser Zeit: das streng gehütete Wissen der Tempelfürsten um die Bewässerung gab diesen Macht, die sie auch ausübten.

Und noch etwas war schon da: die bewährte Praxis, dass das unterschiedliche Wissen in den Köpfen der beteiligten Bauern, Tempelfürsten und des Herrschers zum Wohle der Allgemeinheit am besten eingesetzt werden kann, wenn man gute Ideen zusammenbringt und sie gemeinsam umsetzt.

Nur eines war noch nicht da: der Verwaltungsapparat, denn die Notwendigkeit abgestimmter Einzelmaßnahmen im Interesse der Allgemeinheit war jedem Einzelnen klar.

Weilerswist im Juli 2014

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