Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser

(zur Rolle von Geoinformationen für und während Hochwassern)

Autor: Klaus Schneemann hat langjähriger Erfahrung im Bereich der Entwicklung, Harmonisierung und Nutzung von Geoinformationen für das Krisenmanagement

Zwei „Jahrhunderthochwasser“ innerhalb von elf Jahren im Einzugsgebiet desselben Flusssystems geben Anlass, über die dringend notwendigen Hilfen für die Betroffenen hinaus das gesamte System der Risikovorsorge, des Krisenmanagements und der Risikominimierung im Verbund zu betrachten. Dies sind wir denen schuldig, die am Fluss leben und sich der möglichen Gefährdung bewusst sind und auch denen, die weiter vom Fluss entfernt leben und sich bisher einer möglichen Gefährdung nicht bewusst waren.

Dem Fluss seinen natürlichen Raum zurückzugeben, ist hier nur eine von mehreren Voraussetzungen, die eigentlich selbstverständlich sein müssten, es aber offensichtlich nicht sind. Wo der natürliche Raum aus übergeordneten Aspekten nicht mehr voll-ständig zur Verfügung steht, sind Ausgleichsflächen vorzusehen (und auch diese sind abzusichern).

Neben den – aus vergleichbaren Erfahrungen gesicherten – Kenntnissen über den gesamten Ablauf und den einzelnen Faktoren des Hochwasser gehören hierzu sicher auch detaillierte Kenntnisse der Topografie, der Bodenbeschaffenheit des Untergrundes im Wechselspiel mit der abgelaufenen und absehbaren Wasserführung, der Auswirkungen der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft und vieles andere.

Und da ist zunächst das gesamte Flusssystem zu betrachten, Verwaltungsgrenzen der unterschiedlichen Hierarchien her oder hin, es geht in allererster Linie um die Vorsorge für die möglicherweise Betroffenen, nicht um Zuständigkeiten.

Sodann ist auch davon aus-zugehen, dass Wasser auf beiden Seiten des Flusses gleich hoch steht, unter-schiedliche Höhen von Hochwasserdeichen an bei-den Ufern desselben Flusses – wie zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt - sind gut für die Stadtchronik von Schilda, aber für sonst Nichts.

Auch geflutete Ausgleichsflächen sind genau zu überwachen und abzusichern, die damit zu überwachende Länge an Deichen wächst erheblich und die verbleibenden Straßen für Evakuierungs- und Versorgungsaufgaben reduzieren sich ggf. in einem Maße, das bisherige Zeitplanungen über den Haufen wirft.

Rückhaltemöglichkeiten, die geschaffen wurden, beeinflussen den Ablauf der Scheitelwelle und die danach erforderliche Zeit für hohe Wasserstände im Ablaufsystem insgesamt, diese sind auch beim Bau und in der Nutzung von Ausgleichsflächen von Anfang an zu berücksichtigen.

Zum Schluss – aber nicht zuletzt – sind die möglicherweise betroffenen Menschen von der Planung bis zur Regelung von Folgemaßnahmen einzubeziehen. Dies betrifft Angebote für Menschen, deren (Eltern)Haus heute als gefährdet angesehen werden muss ebenso wie Bauern, deren Äcker und Wiesen im Interesse der Allgemeinheit als Ausgleichsflächen genutzt werden sollen.

Hierfür akzeptierte Rahmen zu schaffen und laufend anzupassen, ist Aufgabe der Politik, die mit einer solchen umsichtigen Daseinsvorsorge Vertrauen in ihr Handeln zurückgewinnen kann.

Weilerswist im Mai 2014

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